Gestern, am 10. Oktober 2023, hat die portugiesische Regierung die letzte Woche angekündigten Änderungen im NHR-Steuerregime (s. Beitrag vom 3. Oktober weiter unten auf dieser Seite) konkretisiert und publiziert. So wird die NHR-Regelung in ihrer derzeitigen Form abgeschafft. Neuzuzüger werden ab dem 1. Januar 2024 nicht mehr in den Genuss eines pauschalen Steuersatzes von 10 % auf Renteneinkünfte kommen können, ebenso wird dann die Steuerfreistellung auf passive Einkünfte (Kapitaleinkünfte, Mieteinnahmen, Veräusserungsgewinne) aus ausländischen Quellen entfallen. Verbleiben werden indes Steuerreduktionen bezüglich einiger wenigen Erwerbstätigkeiten in den Arbeitsbereichen „wissenschaftliche Forschung“ und „Innovation“ (diese Neuerungen werden wir an dieser Stelle nach der parlamentarischen Absegnung vertiefen).
Als Besitzstandregelung wird eine Übergangsbestimmung geschaffen, wonach jene Personen, die sich bis zum 31. Dezember 2023 im NHR-Regime registriert haben, weiterhin von den Steuervorteilen profitieren können. Dies gilt auch für Personen, die in der Vergangenheit den NHR-Status erlangt haben und in der Zwischenzeit das Land verlassen haben: Falls sie zurückkommen, können sie für die verbleibenden Jahre noch als NHR-Berechtigte versteuern, solange die ursprüngliche Zehnjahresfrist noch nicht abgelaufen ist. Ebenso laufen Steuerpflichtige als NHR, wenn Sie bis zum 31. Dezember 2023 die Bedingungen für die Eintragung als NHR erfüllen (mitunter unbeschränkte Steuerpflicht) und den NHR-Status bis zum 31. März 2024 beantragen. EU/EWR/CH-Bürger, die sich die Vorteile der NHR-Regelung noch sichern wollen, sollten daher schnell wie möglich in Portugal Wohnsitz nehmen und bis Ende Jahr einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr abschliessen oder selbst zu bewohnendes Immobilieneigentum erwerben. Sie können dann noch bis Ende 2032 dem jetzigen Vorteilsregime unterstehen.
03.10.2023 – In Portugal stehen die Budgetberatungen für den Staatshaushalt 2024 an. In diesem Zusammenhang kündigte der portugiesische Premierminister Antonio Costa in einem gestrigen Interview mit dem Fernsehsender TVI/CNN das Ende der Spezialsteuerregime für „residentes não habituais“ (englisch: NHR-Regime) an. Die Sonderbesteuerung, welche die meisten Auslandseinkünfte freistellt und Renten sowie durch gewisse Berufsgruppen lokal erzielte Erwerbseinkommen markant begünstigt, soll ab 2024 (genauer Zeitpunkt noch nicht bekannt) nicht mehr angeboten werden. Begründet wird die Kehrwende mit der inhärenten Ungerechtigkeit der Spezialbestimmungen und mit dem ausreichenden Erfolg des Programmes, das auch als mitverantwortlich für die zuletzt über Gebühr angestiegenen Preisen an den Immobilienmärkten bezeichnet wird.
Überwindet das Ansinnen die parlamentarischen Hürden (was sich noch zu weisen hat), dann verliert Portugal steuerlich massiv an Attraktivität, trotz den ebenfalls für 2024 in Aussicht gestellten Steuersatzsenkungen bei der ordentlichen Einkommensbesteuerung. Für prospektive Einwanderer wird mutmasslich ein Zeitfenster bis zum Stichdatum der aufhebung bestehen, um ansässig zu werden und noch quasi in letzter Minute von den Vorzügen des Programmes zu profitieren. Steuerpflichtige, die bereits unter dem residente-não-habitual-Status laufen, werden die Steuerrabatte weiterhin zugestanden haben.