In Italien leiden manche Gemeinden unter einer fortwährenden Entvölkerung. Permanent verlassen vor allem jüngere Einwohner Dörfer und Städtchen, um aus wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Gründen nah oder fern besseres Glück zu finden. So liegen manche Kommunen augenfällig in einer Abwärtsspirale, die Redimensionierung oder gar aussterben bedeuten kann: Schulen und Kindergärten schliessen, das Dienstleistungsangebot schrumpft ebenso wie lokale die Wirtschaftstätigkeit, Immobilien liegen brach.
Um diesen negativen Entwicklungen entgegenzuschreiten, lancierte vor einigen Jahren das sizilianische Dorf Gangi ein „Ein-Euro-Immobilien“-Projekt. Angeboten wurden dabei, geknüpft an Bedingungen, Wohnstätten zum symbolischen Preis eines Espressos. Die Aktion fand weltweit mediale Aufmerksamkeit und bald auch Nachahmungen durch weitere Gemeindeverwaltungen. Bis heute sind etliche 1-€-Angebote in immer wieder neuen Ortschaften zu finden, so etwa (aktualisierter Stand Juli 2021) in Acerenza, Albidona, Albugnano, Altavilla Silentina, Augusta, Belcastro, Biccari, Bisaccia, Bisignano, Borgomezzavalle, Calatafimi Segesta, Caltagirone, Cammarata, Candela, Cantiano, Caprarica di Lecce, Castel di Lucio, Castiglione di Sicilia, Castropignano, Fabbriche di Vergemoli, Gangi, Grotte, Itala, Laurenzana. Lecce nei Marsi, Maenza, Maida, Montieri , Montresta, Mussomeli, Nulvi, Ollolai, Oyace, Patrica, Pettineo, Pietramelara, Pignone, Pratola Peligna, Racalmuto, Regalbuto, Romana, Ros, Salemi, Sambuca, San Piero Patti, Santi Cosma e Damiano, Santo Stefano di Sessanio, Saponara, Taranto, Termini Imerese, Teora, Triora, Troina sowie in Zungoli. Die gegenwärtigen Angebote sind im Internet zu finden oder über Emigration Now in Erfahrung zu bringen. Da diese Immobilien in konstant unterschiedlichen Ausprägungen offeriert werden, beschränkten wir uns hier auf nachfolgende stichwortartige Ausführungen zum Thema:
• Die 1-€-Angebote kommen vorwiegend aus dem italienischen Süden (speziell Sizilien und Sardinien), doch vermehrt sind auch Vorschläge aus dem Norden feststellbar
• Der Ein-Euro-Preis ist zuweilen symbolisch zu verstehen. Er bezieht sich meist auf extrem baufällige oder sehr isolierte Liegenschaften. Für attraktivere Objekte können manchmal auch einige (wenige) Tausender-Noten verlangt werden. Oft ist der Euro auch als Startangebot eines Bieterverfahrens ausgestaltet.
• Regelmässig gesellen sich zum Schnäppchenpreis Verpflichtungen, etwa in Umfang und Frist quantifizierte Renovierungsobliegenheiten, Wohnsitz- oder Aufenthaltserfordernisse oder Sicherheitsleistungen
• Die konkreten Konditionen finden sich auf den kommunalen Internetauftritten, zumeist nur in italienischer Sprache
• Neuangebote stossen regelmässig auf Hunderte Interessenten aus aller Welt. Schnell schwindet daher die Kontaktfreude der zuständigen Auskunftspersonen
• Vorwiegend stammen die 1-€-Angebote aus entlegenen Gegenden, Bergdörfern oder historischen Zentren, die massive Abwanderungen erfahren haben. In solchen Gemeinden kennt man sich, Ausländer können unter Umständen auf lokale Skepsis stossen
• Einige Gemeinden haben ihre Rechnungen ohne den italienischen Fiskus oder den rechtmässigen Besitzer gemacht. In diesem Falle könnten unerwartete bürokratische Hürden oder zusätzliche Abgabenlasten entstehen.
• Die Quantifizierung der tatsächlichen Renovierungskosten und die Beauftragung von lokalen Unternehmern sind bei Interesse an einem Objekt stets im Voraus abzuklären
• Zusätzliche Auslagen wie Notariatskosten, Gebühren und eventuelle Grundsteuern sind mitzuberücksichtigen.
• Finanzierungen und staatliche Sanierungsunterstützungen (z.B. Bonus Casa, Superbonus 110%) sind nicht ausgeschlossen.
Alles in allem eignet sich die Prüfung von 1-€-Liegenschaften für Personen, die ohnehin in der Gegend der Angebote Wohnsitz nehmen wollten, für Aussteiger-Typologien und für Urlauber, die eine günstige Ferienwohnstätte suchen.
Update Mai 2023: Aktuell werden „1-Euro-Objekte auch in folgenden Gemeinden angeboten: Albugnano (Piemonte), Borgomezzavalle (Piemonte, Carrega Ligure (Piemonte), Oyace (Valle d’Aosta), Milano (Lombardia), Pignone (Liguria), Triora (Liguria), Fabbriche di Vergemoli (Toscana), Montieri (Toscana), Cantiano (Marche), Monte Urbano (Marche), Maenza (Lazio), Patrica (Lazio), Santi Cosma e Damiano (Lazio), Casoli (Abruzzo), Lecce nei Marsi (Abruzzo), Penne (Abruzzo), Pratola Peligna (Abruzzo), Santo Stefano di Sassanio (Abruzzo), Castropignano (Molise), Candela (Puglia), Biccari (Puglia), Caprarica di Lecce (Puglia), Taranto (Puglia), Laurenzana (Basilicata), Acerenza (Basilicata), Chiaromonte (Basilicata), Ripacandida (Basilicata), Altavilla Salentina (Campania), Bisaccia (Campania), Pietramelara (Campania), Teora (Campania), Zungoli (Campania), Albidona (Calabria), Belcastro (Calabria), Bisignano (Calabria), Cinquefrondi (Calabria), Maida (Calabria) und Rose (Calabria).